Teil I- Beschreibung der Biotope, Geologisches und Geschichtliches
Sonderthema:
Die Sylter Hünengräber: Tempel der Ahnen
Auf den drei nordfriesischen Inseln Sylt, Amrum und Föhr befanden sich früher so viele Hünengräber, dass Forscher von den »Toteninseln« sprachen und annahmen, Bewohner des Festlandes hätten ihre Verstorbenen hier aufwendig bestattet.
Insgesamt konnten von Wissenschaftlern des archäologischen Landesamtes und ihren Vorgängern an die 400 Grabhügel und insgesamt rund 1000 vor- und früh geschichtliche Spuren auf der Inselgeest gefunden werden.
Dazu gehören Großsteingräber aus der Jungsteinzeit (ca. 4000 bis 1700 v. Chr.), Grabhügel aus der Bronzezeit (1700 bis 500 v. Chr.) und aus der Eisenzeit (500 v. Chr. bis 600 n. Chr.) und Gräber, Ringburgen, Acker- und Siedlungsreste aus der Wikingerzeit (ca. 800 bis 1100 n. Chr.).
Inzwischen weiß man, dass die Inseln schon vor 5000 Jahren so dicht besiedelt waren, dass die große Anzahl von gefundenen »Riesenbetten« erklärbar ist. Allein auf Sylt sind 46 steinzeitliche Megalithgräber belegt und es gibt immer noch Grabhügel, die gar nicht untersucht wurden.
Leider sind heute nur noch acht davon zu sehen. Alle anderen wurden aus Unwissenheit, Unachtsamkeit, aus Not oder Gier zerstört oder vom Dünensand verschüttet. So beklagt bereits 1858 ein Keitumer Lehrer die Ausbeutung der Jahrtausende alten Kultstätten. Sie wurden geplündert in der Hoffnung, Grabbeigaben zu finden, aber später vor allem, um die…
Naturräume der Insel Sylt:
Die Salzwiesen
Die Sylter Salzwiesen gehören zu den oft übersehenen natürlichen Klein-odien der Insel. In einem schmalen Streifen von streckenweise unter 100 Metern Breite gedeiht das sehr seltene Ökosystem der Sandsalz-wiese im Windschatten der Insel zwischen Düne, Deich und Wattenmeer.
Die Salzmarschen zwischen Hörnum und Rantum zählen zu den naturbelassensten ihrer Art in ganz Schleswig-Holstein, denn sie sind zum Großteil nie von Vieh beweidet worden. Besonders zwischen Juni und Oktober präsentieren sich die vom Meer immer wieder überfluteten Salz-grasländer in einer ständig wechselnden Farbenpracht. Rosa überzieht die Strandnelke schon im zeitigen Frühjahr das satte Grün des salztoleranten Rotschwingelrasens. Im Hochsommer färbt sich der tief-erliegende und damit häufiger den Fluten ausgesetzte Andelgrasbereich in ein bril-lierendes Lila. Diese Augenweide bietet der aufblüh-ende Wattflieder (Bondestave, Widerstoß),dessen Blätter denen der Zitronenbäume gleichen und daher botanisch »Limonium vulgare« heißt. Im Herbst beginnt ein genereller Farbumschlag der Salzwiesen von Grün über alle Rotstufen in die unscheinbar grau-grünbraune Winterfarbe.
Zum Saisonende stirbt die bekannteste Pflanze der Verlandungszone ab: der kaktusähnlich gewachsene, dickfleischige Queller. Im Herbst hat der »Pionier der Salzwiese« so viel des im Übermaß schädlichen Meersalzes angereichert, dass seine Zellen platzen. Chemische Vorgänge im Innern der Pflanze führen dann zu dem Farbumschlag. Zuvor hat jede Quellerpflanze jedoch ausreichend im Salzwasser keimfähige Samen gebildet, um für eine neue Generation im nächsten Jahr zu sorgen.
Der genannte Wattflieder hat eine andere Strategie, um im extremen Lebensraum Salzwiese zu überleben. Er siedelt etwas höher als der Queller und verträgt noch bis zu 150 Überflutungen pro Jahr. Als Schutz gegen Versalzung wendet er ein Entgiftungsprinzip an…
› Sylt: bedrängt von vielen Seiten
Wassermassen nagen an der Insel
Wenngleich in den Boulevardblättern das Thema »Sylt versinkt« meist extrem überstra-paziert wird, so ist die Sorge von Insulanern und Gästen um ihre Insel durchaus berechtigt. Immerhin verlöre die Insel pro Jahr rund eineinhalb Millionen Kubikmeter ihrer Substanz, wenn nicht eingegriffen würde. Auf die Gesamtlänge verteilt, wären das durchschnittlich eineinhalb Meter Sand und Kliff, die sich der »Blanke Hans« jedes Jahr von Sylt einverleiben würde.
Im Grunde ist das nichts Neues, der Abbruchprozess setzte bereits vor rund 7000 Jahren ein. Seitdem ist die Westküste der Insel schon um 13 Kilometer nach Osten zurückgedrängt worden. Damals bestand die Insel noch aus ein paar rundlichen Geestkernen. Das zerriebene Material hat sich dann im Laufe der Jahrtausende in Form von Sand mit den Haupt-strömungen nach Norden und Süden verteilt und der Insel ihre typische Bananenform verliehen.
Neu ist die Geschwindigkeit des Landverlustes in den letzten Jahrzehnten. Allein in den vergangenen 50 Jahren stürzten über zweieinhalb Millionen Quadratmeter Inselfläche ins Meer. Vor rund 100 Jahren betrug die durchschnittliche jährliche Abbruchrate nur 90 Zentimeter – südlich von Hörnum beträgt sie heute bis zu 15 Meter. Die Südspitze der Insel, bei Sturm das »wildeste Stückchen Deutschland«, hat sich seit den 1970er- Jahren um rund 700 Meter nach Norden verkürzt…
Teil II: Die Wanderungen und Touren-alles im Detail
Tour 2:
Ab durch die Mitte:
Die kleine Tour rund um den Inselkern
Diese Route eignet sich besonders für halbe Tage. Sie führt ringförmig um das Sylter Flughafengelände und Gewerbegebiet im Kern der Insel. Von Westerland aus geht es über Tinnum, Keitum, Munkmarsch, Braderup und zurück. Ausgangspunkt ist der Westerländer Bahn-hofsvorplatz. Radeln Sie von hier aus nach Süden am Busbahnhof (ZOB) und der Tankstelle vorbei bis zu der Autowerkstatt an der Ecke Tinnumer Straße.
Tinnum
Dort biegen Sie links ab und folgen der Tinnumer Straße, an der Neuapostolischen Kirche vorbei bis zum Borrigwai (Burgweg), der rechts abbiegt.
Er führt uns geradewegs zur Tinnum-Burg. Vorher halten wir aber nochmals kurz an der Ecke Deichweg, denn hier ist deutlich der alte Deich von 1826 zu sehen, der damals Westerland vor den östlichen Fluten schützte.
Wenn wir in den unbefestigten Teil des Borrigwais hinunterrollen, ver-gegenwärtigen wir uns, dass wir hier über die Schwelle des über 120 000 Jahre alten Westerländer Geestkerns in die alte Marsch fahren, die seit 1937 durch den Bau des Nössedeichs vom Meer abgeschnitten ist.
Was muss das bis 1937 für ein Bild gewesen sein, wenn bei Sturmfluten die alte Ringwallanlage wie eine Trutzburg aus den Wellen schaute! Welchem Zweck das größte Bauwerk der Insel aus der Zeit um Christi Geburt gedient hat, ist nicht ganz geklärt. Vermutlich war es zu Beginn ein spätgermanischerOpferplatz. Sicher ist, dass auch diese letzte der drei aufSylt ehemals vorhandenen Burgen seit ihrem Bestehen in unterschiedlichenZeitaltern immer wieder genutzt wurde, beispielsweise zur Wikingerzeit um 1000 n. Chr. Die damaligen Sylter erhöhten den Ringwall und legten im Innern einfache Sodenhäuser und Herdstellen an. Auffällig ist, dass alle von Archäologen untersuchten Ringwallanlagen, wie die Archsum-Burg oder die Lembergs-Burg auf Föhr, schon damals in sicherer Entfernung vom Meer unmittelbar am erhöhten Geestkern lagen…
Mein Lieblingsspaziergang in Munkmarsch
Beim Gasthaus »Zur Mühle« nahe des Hafens beginnt ein schmaler Wattweg, der durch die Jükersmarsch bis nach Keitum führt. Man überquert eine schöne Holzbrücke, von der aus man wunderbare Einblicke in eine natürliche Salzwiese und ins Watt hat.
FFH-Gebiet Dünen und Heidelandschaft
Nord- und Mittel-Sylt
FFH bedeutet »Fauna, Flora, Habitat« und ist eine wichtige europäische Schutzkategorie für Natur und Landschaft. Hier dürfen keine stark verändernden Eingriffe mehr erfolgen. Das Gebiet umfasst die 642 Hektar großenDünen- und Heidebereiche zwischen Keitum und Kampen, inklusive jener auf dem Flughafengelände.
Der über viele Jahrzehnte weitgehend ungenutzte militärische Bereich des Flughafens liegt am Rande der Landebahnen und des Marine-Golf-Clubs. Es handelt sich dabei um die »Keitumer Heide« – überwiegend sich selbst überlassene Flächen, zusammengesetzt aus trockener Heide, Trockenrasen, Grünland und Staudenfluren…
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